40 Jahre Städtepartnerschaft gebührend gefeiert !

Pavilly -Freckenhorst, Mai 2012

Abfahrt

Nach rund elfstündiger Nachtfahrt kamen 63 Freckenhorster Bürgerinnen und Bürger in ihrer französischen Partnerstadt Pavilly an und wurden von ihren Gastgebern für vier Tage und von Bürgermeister Jochen Walter und seiner Stellvertreterin Doris Kaiser empfangen. Es blieb nur wenig Zeit zum Frühstücken, Frischmachen und Umziehen für den Festakt im Rathaus anlässlich des vierzigjährigen Bestehens der Partnerschaft Freckenhorst – Pavilly.

 

Musikalisch umrahmt von der Schule für Musik und Tanz des Cantons Pavilly erinnerten alle Redner an die ersten Treffen, die offizielle Begründung der Städtepartnerschaft am 21.Mai 1972 und die dann folgenden vierzig Jahren voller Begegnungen zwischen den Menschen beider Städte. Dabei wurden immer wieder die Namen der damaligen Bürgermeister Anton Deiter und Bernard Guesdon und der langjährigen Partnerschaftskomiteevorsitzenden Daniel Roussigné und Dieter Mevert genannt, die als Pioniere und Motoren der „Jumelage“ so viel bewegen konnten.

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Bernard Guesdon (86) und Dieter Mevert (71) blieb es vorbehalten, zu Beginn der Feierstunde die Verpflichtungen und Gelöbnisse aus der Gründungsurkunde in Erinnerung zu rufen. Guesdon und Mevert verbindet bereits seit dem ersten Treffen der Sportvereine TUS Freckenhorst und Olympiques Pavillais im August 1967 eine tiefe Freundschaft.

Bürgermeister Jochen Walter bestätigte die Umsetzung der Ziele der beurkundeten Partnerschaften. Vor allem die Familien stellten sie jedes Jahr von neuem unter Beweis. Die Herzlichkeit hat inzwischen auch die Kinder und Enkel erfasst. Dafür sei die Delegation aus Freckenhorst mit Teilnehmern von drei bis über siebzig Jahren ein Beweis. Als Gastgeschenk hatten die Stadt Warendorf und das Partnerschaftskomitee einen Kilometerstein aus Ibbenbürener Sandstein mitgebracht, der wie der in Freckenhorst am Stiftsmarkt auch die Pavillaner Bürgerschaft an das 682 km entfernte Freckenhorst erinnern soll.

Der Pavillaner Bürgermeister Claude Lemesle bedankte sich bei seinen deutschen Kollegen Jochen Walter und Doris Kaiser, dass sie trotz vollem Terminkalender nach Pavilly gekommen seien und den Stellenwert der Partnerschaft Pavilly – Freckenhorst damit unterstrichen. Sein Dank galt den deutschen und französischen Familien, die in den Jahren ab 1967 ausnahmslos alle Gäste in ihren Häusern untergebracht haben. Dadurch entstanden Freundschaften zwischen den Familien, bei denen die Begegnungen nur den Anstoß gewesen seien. Claude Lemesle bedauerte, dass sein letzter Besuch in Freckenhorst schon sehr lange zurückliegt. „Das werde ich aber bald ändern“, versprach er. Dabei sei der Kilometerstein neben den Stufen des Rathauses bei seiner täglichen Arbeit ein wichtiger Fingerzeig.

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Anne Knorr, Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Freckenhorst, hatte allen Gastgebern bei der Ankunft durch ihre mitgefahrenen Gäste einen kleinen bepflanzten Blumentopf überreichen lassen. Die Vielfalt der Blüten in Farbe, Größe und Art symbolisierten die Partnerschaft mit ihren Unterschieden der Kulturen, Religionen und politischen Ansichten und Lebensgewohnheiten. Jeder kann diese Partnerschaft auf seine Art pflegen, damit sie wachse und weitere gesunde Triebe bilde.

Jacques Grancher, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Pavilly, sprach von der Rubinhochzeit, die Ehepaare nach vierzig Jahren feiern. Er erinnerte daran, dass in dieser Zeit 5514 Personen sich gegenseitig besucht hätten. Für das Problem der Sprachschwierigkeiten hatte er eine einfache Lösung :“ Jeder Deutsche heiratet eine Französin und jeder Franzose eine Deutsche.“

Am späten Nachmittag waren alle Freckenhorster und die Pavillaner Bevölkerung zu einem Chorkonzert in der neuen Veranstaltungshalle „Halle aux Grains“ eingeladen. Die gemischten Chöre aus dem Nachbarort Bouville und der der Pavillaner Landbevölkerung stellten sich vor und hatten auch jeweils ein deutsches Lied einstudiert.

Der Pfingstsonntag blieb einem Besuch der Hafenstadt Dieppe vorbehalten. Zunächst ließen sich alle im Meeresmuseum über die Entwicklung des Hafens, den Bootsbau, den Fischfang und die vielen dafür benötigten Gerätschaften informieren. Für das Picknick am Strand waren alle auf Sonnenschein eingerichtet, denn darauf hatte alles bei der Abfahrt aus Pavilly hingedeutet. Aber am Meer frischte sich der Wind sehr auf, doch davon ließen sich die Freckenhorster und ihre Gastgeber nicht beeindrucken.

Entschädigt wurden sie beim offiziellen Abendessen in der Festhalle „La Dame blanche“. An festlich geschmückten Tischen saß die gutgelaunte Partnerschaftsgemeinde beim über vierstündigen Essen zusammen. Kleine Blumentöpfe in den Nationalfarben Deutschlands und Frankreichs, gefüllt mit Blumen in den gleichen Farben erinnerten unübersehbar an die deutsch-französische Freundschaft. Die Grenzen verschwanden noch mehr bei gemeinsamen Tänzen zwischen den einzelnen Gängen beim Essen. Frieda – Maria Dahler und Katharina Freye, beide Jugendvertreter im Vorstand des Partnerschaftskomitees Freckenhorst, animierten zum Mitmachen bei „Modern-Dance-Schritten“. Keiner hatte erwartet, dass die beiden so viele Franzosen und Deutsche aller Altersstufen auf die Tanzfläche bekamen. Die fünfköpfige Kapelle revanchierte sich mit Volkstänzen, bei denen wiederum alle begeistert mitmachten.

Am Pfingstmontag war kein festes Programm vorgesehen. Das war Gelegenheit für die Pavillaner Gastgeber , ihren deutschen Gästen ohne Zeitdruck viel von Pavilly und der Umgebung zu zeigen.

Wer wo war und was individuell unternommen wurde, kam erst auf der Rückfahrt heraus. Da wurden die Unternehmungen und Erfahrungen in den Familien ausgetauscht, aus allen Berichten sprach Begeisterung. Die Mischung der Delegation war dabei mit ausschlaggebend: Personen im Alter von drei bis über siebzig Jahren, erfahrene Pavillyfahrer und Erstteilnehmer, komplette Familien und zum ersten Mal überraschend viele Mitfahrer mit Französischkenntnissen – so etwas hatte es bisher noch nicht gegeben.