Pavilly-Freckenhorst, 04.2021
Als Günter Konopka ( ꝉ ) 1966 als Jugendwart des TUS Freckenhorst 07 nach mehreren Zonengrenzfahrten die Möglichkeit einer Sportbegegnung mit einem französischen Sportverein ins Auge fasste, wandte er sich an Theo Busse ( ꝉ ), Mitglied des TV Warendorf und engagierter Mitbegründer und Förderer der Städtepartnerschaft Warendorf-Barentin. Der präsentierte seinem befreundeten Freckenhorster Sportkameraden einen Vorschlag geradezu auf dem goldenen Tablett: Pavilly. Er begründete seinen Vorschlag auch sogleich mit den Parallelen: Pavilly grenzt unmittelbar an Barentin wie Freckenhorst an Warendorf, Pavilly und Freckenhorst haben mit rund 8.000 Einwohnern etwa die gleiche Einwohnerzahl, die prägende Industrie in beiden Orten ist die Textilindustrie, der Sportverein Olympiques Pavillais bietet Fußball und Tischtennis an wie der TUS 07. Und zu guter Letzt brachte er auch gleich die Kontaktdaten des Präsidenten aus Pavilly mit. G. Konopka reagierte umgehend, so dass bereits im August 1967 das erste Treffen in Pavilly stattfand und die Freundschaft zwischen Freckenhorst und Pavilly bis heute Bestand hat.
Die ehemalige Spinnerei Cogétéma soll zukünftig ein medizinisches Zentrum beherbergen
Inzwischen ist in beiden Orten die Textilindustrie zum Erliegen gekommen. Viele Fabrikgebäude wurden abgerissen, andere einer neuen Verwendung zugeführt. In Pavilly bietet jetzt die ehemalige Spinnerei Cogétéma im Zentrum der Stadt Anlass für Diskussionen. Hier hatten schon Verkaufsstellen von Textilien, Sportangebote von Bogenschießen, Judo und Ji Jitsu bis Studios für Physiotherapie eine Heimat gefunden. Jetzt ist unter den Nutzern große Unruhe entstanden, denn die Stadt Pavilly will die ganze erste Etage zu einem medizinischen Zentrum umwandeln. Die aktuellen Nutzer fragen sich, wo sie zukünftig eine Bleibe finden. Bürgermeister Francois Tierce argumentiert, dass Pavilly und sein Umland medizinisch unterversorgt sind und in einigen Jahren in eine kritische Lage kommen würden. Die Trennwände sollen herausgerissen werden und stattdessen auf einer Fläche von 1.600 qm 27 Praxen für Allgemeinärzte, Psychologen, Krankenschwestern und diverser Gesundheitsspezialisten entstehen. Besonders junge Ärzte haben dem Bürgermeister Mut für dieses Vorhaben gemacht, hätten sie doch so die Möglichkeit, im ländlichen Raum zu praktizieren mit gleichzeitiger Nähe zur Großstadt Rouen. Die räumliche Nähe für die Patienten aus Pavilly und dem Umland liegt auf der Hand. Ausreichende Parkmöglichkeiten sind ebenfalls vorhanden. Inzwischen ist ein Architektenbüro mit dem Umbau beauftragt, bei dem auch an Menschen mit eingeschränkter Mobilität gedacht wird. Interessierte Mieter haben sich bereits für alle Projekte gefunden.
In der letzten Ratssitzung am 15.März kamen auch die voraussichtlichen Kosten für das Projekt auf den Tisch, die mit 2.464.054 € für die Stadt Pavilly allein nicht zu stemmen sind. Allerdings kann die Stadt von mehreren Fördertöpfen in Höhe von insgesamt 500.000 € profitieren. Auch der Verbund der Gemeinden von Caux-Austreberthe, zu dem auch Pavilly und Barentin gehören, stellt 30.000 € zur Verfügung, schließlich profitieren sie alle von der Nähe eines solchen Ärztezentrums, das bereits Ende 2022 eingeweiht werden soll.