Freckenhorst / Pavilly, März 2015
Autor: Dieter Mevert
Das Ehepaar Colette und Claude Lemesle eingerahmt v. l. Bürgermeister Michel Bentot (Barentin), Abgeordneter der Nationalversammlung Christophe Bouillon, Stellv. Bürgermeister Francois Tierce (Pavilly), Bürgermeister Jochen Walter (Warendorf)
Als Francois Tierce, der erste Stellvertretende Bürgermeister in Freckenhorsts Partnerstadt Pavilly, seinen Bürgermeister Claude Lemesle (78) bat, sich den 14.März 2015 von dienstlichen und privaten Terminen freizuhalten, erinnerte sich dieser erst nach einigem Überlegen an das gleiche Datum vor genau fünfzig Jahren. Da war er nämlich auf der Liste des damaligen Bürgermeisters Bernard Guesdon im Alter von 27 Jahren in den Stadtrat eingezogen. Bescheiden, wie Claude Lemesle immer auftritt, lehnte er aber eine Feier ab. Und wenn schon, dann im allerkleinsten Rahmen, auf jeden Fall nichts Besonderes.
Bürgermeister Jochen Walter überbringt seinem Amtskollegen die Glückwünsche von Rat und Verwaltung
Da hatte er aber die Rechnung ohne seinen Rat gemacht. Am 14 März fand in der vor einigen Jahren renovierten Feierhalle „Halle-aux-Grains“ ein Festakt mit 300 geladenen Gästen statt, unter ihnen seine Amtskollegen Michel Bentot (Barentin) und Jochen Walter (Warendorf) sowie Christophe Bouillon, Abgeordneter der französischen Nationalversammlung.
Fünfzig Jahre ununterbrochene Ratstätigkeit zum Wohle einer Stadt – das ist ein beispielloses Engagement, das seinesgleichen vergeblich sucht. Claude Lemesle blieb „seinem“ Stadtrat immer verbunden, 13 Jahre als normales Ratsmitglied, 17 Jahre als stellvertretender Bürgermeister, 6 Jahre als Oppositionsführer und danach 14 Jahre als Bürgermeister.
Eigentlich hatte Claude Lemesle noch gar nicht in Pavilly gewohnt, er fuhr aber zweimal am Tag auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle im benachbarten Sainte Austreberthe durch die Stadt. Von einem vorgesetzten Arbeitskollegen wurde er gedrängt, sich bei den anstehenden Kommunalwahlen auf die Liste des amtierenden Bürgermeisters Bernard Guesdon setzen zu lassen. Fast zeitgleich wurde ihm in Pavilly ein Haus zum Kauf angeboten. Seine Frau Colette, mit der er die Kinder Claudine und Pascall und drei Enkelkinder hat, freundete sich mit diesem Gedanken sofort an und hielt ihm immer den Rücken in seiner kommunalen Tätigkeit frei.
Bürgermeister Bernard Guesdon war es auch, der Claude Lemesle als seinen ersten Stellvertreter wünschte. In dieser Funktion war er für die Stadtentwicklung und damit verbundenen baulichen Maßnahmen der Stadt zuständig. Die Handschrift von Claude Lemesle ist deutlich zu erkennen. Pavilly ist ein Schmuckstück geworden. Das bestätigen alle Freckenhorster Besucher, die die Wandlung der Stadt über Jahre verfolgen konnten. Der Ortskern wurde saniert und als Fußgängerzone gestaltet. Am Rand der Stadt sind schmucke Siedlungen entstanden, die auch die jungen Mitbürger an die Stadt binden. Darum war es nicht überraschend, dass die Mehrheit der Pavillaner Einwohnerschaft Claude Lemesle aus seiner Rolle als Oppositionsführer heraus 2008 zum Bürgermeister wählte und dieses Vertrauen im vorigen Jahr eindrucksvoll bestätigte.
An seinem Ehrentag erinnerte Claude Lemesle sehr bewegt an seine Stellvertreter Daniel Roussigné und Roger Moncel, die überaus erfolgreich seiner Seite standen und beide im Jahr 2010 in kurzer Zeit verstarben. „Mit ihnen hat mich eine tiefe persönliche Freundschaft verbunden.“
Sein großer Dank galt seiner Ehefrau Colette, die seinen unermüdlichen Einsatz für die Stadt Pavilly fünfzig Jahre nicht nur akzeptierte, sondern ihm in schwierigen Momenten eine physische und moralische Hilfe war.
Claude Lemesle war gerade zwei Jahre im Rat, als er 1967 zum ersten Mal beim Empfang der Fußballer und Tischtennisspieler des TUS Freckenhorst dabei war. Diese Sportfreundschaft und die sich daraus ergebende offizielle Städtepartnerschaft zwischen Pavilly und Freckenhorst hat er immer mit ganzem Herzen begleitet und unterstützt – und das sind auch fast fünfzig Jahre.