Pavilly-Freckenhorst, Juni 2022 - 50 Jahre Partnerschaft
Die Feierlichkeiten zum offiziellen 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Freckenhorst -Pavilly wurden an den Pfingsttagen in Pavilly mit Bürgerinnen und Bürgern aus Freckenhorst und Pavilly begangen. Von den drei „Pionieren“ Bernard Michel, Jean Hautot (beide Pavilly) und Dieter Mevert aus Freckenhorst, die schon 1967 bei der ersten Begegnung zwischen dem TUS Freckenhorst 07 und Olympiques Pavillais dabei waren und der Partnerschaft bis heute verbunden blieben, konnte nur Mevert dem Festakt im Rathaus beiwohnen. Bernard Michel ist inzwischen mit über 91 Jahren verstorben, und Jean Hautot verbringt seinen Lebensabend in einem Barentiner Altenpflegeheim. Zu seinem 96.Geburtstag vor wenigen Wochen hat Dieter Mevert seinem langjährigen Wegbegleiter in der deutsch-französischen Freundschaft noch herzliche Geburtstagsgrüße übermittelt. Jetzt war Mevert selbst vor Ort und ihm war es ein Bedürfnis, Jean Hautot im Pflegeheim zu besuchen. Darüber sagt er selbst: „Auch wenn wir uns telefonisch angemeldet hatten, so betraten meine Frau Rita und ich doch mit einem etwas beklemmenden Gefühl das Pflegeheim. Wir entdeckten Jean Hautot in einem Rollstuhl sitzend sofort unter den anderen Bewohnern. Er erkannte uns erst als wir kurzzeitig unsere Masken vom Gesicht zogen. Oh, meine Freunde Dieter und Rita aus Freckenhorst, reagierte er auf unsere Begrüßung hin. Damit wir ohne Maske mit Jean Hautot sprechen konnten, führte uns eine Pflegerin in sein Zimmer. Ja, aber worüber unterhält man sich. Natürlich zuerst einmal über den Festakt zum Partnerschaftsjubiläum im Rathaus. Da unterstützen Handyfotos alle Erklärungen. Als ich zunächst das Foto mit den beiden Bürgermeistern und der neuen Urkunde zeigte, reaierte Hautot erstaunt: So einen jungen Mann habt ihr als euren Bürgermeister? Ich konnte ihm dann bestätigen, dass dieser „junge Mann“ vor zwei Jahren in einer Stichwahl mit großer Mehrheit zum neuen Bürgermeister gewählt wurde. Anhand eines weiteren Fotos konnte ich auch die Urkunde beschreiben, die von einer Künstlerin aus Pavilly sehr geschmackvoll gestaltet wurde. In der oberen linken Hälfte über dem deutschen Text ist die Stiftskirche abgebildet. Auf der anderen Seite symbolisiert der denkmalsgeschützte Taubenturm die Pavillaner Seite. Der Text ist in einer passenden schnörkelreichen Schrift wiedergegeben.
Ich habe unserem Freund Jean dann den Inhalt der Urkunde vorgelesen, der auf der Freckenhorster Seite wie folgt zu lesen ist:
Urkunde zum 50. Jahrestag der Städtepartnerschaft
Herr Peter Horstmann, Bürgermeister von Warendorf/ Freckenhorst, und Herr Francois Tierce, Bürgermeister von Pavilly, bescheinigen, dass die in der Städtepartnerschafts- Urkunde vom 21.Mai 1972 zwischen den beiden Gemeinden enthaltenen Verpflichtungen am Ende dieser 50 Jahre eingehalten wurden.
Die Zahl sowie der Wert der Treffen zwischen denMandatsträgern, den Städtepartnerschaftskomitees, den Sportvereinen, den Jugend- und Familienaustauschen haben es den Einwohnern beider Städte ermöglicht, in gegenseitiger Wertschätzung zusammenzukommen.
Aus der Entwicklung gegenseitiger Beziehungen entstand eine tiefe und aufrichtige Freundschaft.
Das Ziel dieser Urkunde ist es, die deutsch-französische Verständigung und im weiteren Sinne ein in Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit geeintes Europa zu wahren.
Pavilly, den 04.Juni 2022


Unterzeichnet ist die Urkunde von den beiden Bürgermeister
Während des Vorlesens der Urkunde und im Verlauf des weiteren Gesprächs ergriff Jean Hautot immer wieder unsere Hände und drückte sie fest. „Nehmt mich mit nach Freckenhorst. Mir gehen immer wieder viele Gedanken durch den Kopf.“ Und dabei machte kreisende Handbewegungen um seinen Kopf. Das waren sehr bewegende Augenblicke für uns Freckenhorster. Später bei der Verabschiedung machte uns die Pflegerin auf ein Bündel Kleidungsstücke von der Jacke bis zu den Schuhen aufmerksam, das Jean Hautot schon für seine Begleitung mit uns aus dem Pflegeheim zurechtgelegt hatte.
Die Pflegerin machte noch ein Foto von uns. Auf meine Frage an Jean Hautot, ob ich das Foto auch anderen zeigen dürfe oder vielleicht mit einem Bericht über unser Treffen in der Presse veröffentlichen dürfe, gab er mir sein Einverständnis, aber mit dem klaren Auftrag, alle Freckenhorster, die Jean kennt oder die ihn kennen, ganz herzlich zu grüßen. Und das tue ich hiermit, zumal es gerade unter den älteren Sportlern des TUS 07 noch viele gibt, die den immer hilfsbereiten und gastfreundlichen Pavillaner auch aufgrund seines unverwechselbaren Nasenprofils sofort wiedererkennen.

Das war für uns eine emotional tief bewegende Begegnung zwischen Personen, die von den ersten Kontakten zwischen Freckenhorster und Pavillaner mit dabei sind, die Partnerschaft über fünfzig Jahre durchgehend pflegten und jetzt sehen können, dass sie weiter lebendig ist. Ob es für uns ein Wiedersehen geben kann, ist mehr als ungewiss.“